Harnwegsinfekt beim Mann – Fast immer kompliziert
- Warme Packungen und Bäder können wohltuend sein. Auch Kirschkernkissen oder eine Wärmeflasche bringen Linderung.
- Man sollte viel trinken, damit die Bakterien aus den Nieren und der Harnblase ausgeschwemmt werden. Stilles Wasser und Tee sind ideal.
- Rezeptfreie Schmerzmittel und krampflösende Medikamente aus der Apotheke können kurzzeitig eingesetzt werden. Bedenken Sie aber, dass damit nur die Symptome und nicht die Ursachen bekämpft werden.
- Hindernisse in den Harnwegen, die den Urinabfluss stören, z. B. Prostatavergrößerung, Harnröhrenverengung, Vorhautveränderungen, Harnsteine sowie gut- oder bösartige Geschwüre. Der dadurch in der Blase verbleibende Restharn bzw. der in den Nierenbecken aufgestaute Urin fördern das Wachstum von Bakterien.
- Neurologische Krankheiten, bei denen die normale Harnentleerung gestört ist, z. B. Querschnittlähmungen, Multiple Sklerose sowie Demenz. Dabei bildet sich Restharn.
- Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus oder Niereninsuffizienz. Die im Urin ausgeschiedene Glucose bei nicht oder nur unzureichend behandeltem Diabetes liefert eine ideale Ernährungsgrundlage für Bakterien.
- Liegende Dauerkatheter oder andere Fremdkörper im Harntrakt sind oft innerhalb weniger Tage mit Bakterien besiedelt. Der entstehende Biofilm schützt Bakterien vor dem Immunsystem und vor Antibiotika.
- Angeborene oder erworbene Fehlbildungen des Harntraktes, die z. B. einen vesikoureteralen Reflux (Rückfluss von Urin in die Harnleiter) bedingen. Es bildet sich häufig Restharn.
- Einnahme von Medikamenten oder Krankheiten, welche die Immunabwehr des Körpers schwächen.
Männer erkranken seltener an Harnwegsinfekten, da ihre Harnröhre länger ist, als jene der Frauen. Harnwegsinfektionen werden aber bei Männern in der Regel als komplizierte Infektionen eingeschätzt, da die Prostata mitbetroffen sein kann.
Typische Symptome sind Brennen beim Wasserlassen mit häufigem, starkem Harndrang. Schmerzen beim Wasserlassen können auch ein typisches Symptom bei alleinigen Entzündungen der Prostata und einigen sexuell übertragbaren Krankheiten sein.
Apotheker-Tipp
Harnwegsinfektionen und Prostata:
Mehr als 90 % der älteren Männer mit fieberhaften Harnwegsinfektionen (> 38°C) haben gleichzeitig eine Prostatabeteiligung. Diese Annahme beruht auf einem oft hohen, aber vorübergehenden Anstieg des prostataspezifischen Antigens und einer Prostataschwellung, die auch unabhängig von einer (Druck-)Schmerzhaftigkeit der Prostata vorkommen.
Die Häufigkeit von Bakterien im Urin bei Männern unter 60 Jahren ohne sonstige relevante Begleiterkrankungen liegt unter 1 %. Bakterien im Urin ohne Beschwerden bei jüngeren Männern ohne sonstige relevante Begleiterkrankungen sollten nicht antibiotisch behandelt werden.
Ursachen und Begleitumstände:
Das Keimspektrum von Harnwegsinfekten beim Mann und bei der Frau sind grundsätzlich identisch. Etwa 75 % der Harnwegsinfekte bei Männern werden durch E. coli verursacht.
Bei betroffenen Männern liegen häufig Begleitumstände vor:
Diagnostik und Therapie:
Die Diagnose einer unkomplizierten Harnwegsinfektion beim Mann ist nur nach Ausschluss komplizierender Faktoren möglich. Dafür wird in den Leitlinien eine körperliche (inklusive einer rektalen) Untersuchung empfohlen. Die Diagnose sollte durch eine Urinuntersuchung einschließlich Kultur bestätigt werden.
Der Ausschluss einer Harnwegsinfektion mittels Teststreifen ist aufgrund der unzureichenden Sensitivität und Spezifität nicht zu empfehlen. Der Nachweis von Leukozyten und/oder Nitrit bei gleichzeitig bestehenden klinischen Beschwerden erhöht die Wahrscheinlichkeit deutlich. Wenn beide positiv sind, beträgt die Wahrscheinlichkeit für eine Harnwegsinfektion 91 %, wenn beide negativ sind, liegt in 40 % dennoch eine positive Urinkultur vor.
Eine Entzündung der Harnröhre infolge einer sexuell übertragbaren Infektion wie z. B. den Tripper auslösenden Gonokokken oder Chlamydien sollte bei entsprechendem Verdacht ausgeschlossen werden.
Der Arzt legt dann die Art des Medikaments und die Dauer der Behandlung fest. Für gewöhnlich wird er ein Antibiotikum verschreiben. Wichtig ist, dass man die Medikamente so lange einnimmt, wie sie der Arzt verordnet hat – damit alle Erreger zuverlässig abgetötet wurden.
Kehren die Symptome kurze Zeit nach antibiotischer Behandlung zurück, sollte eine chronische Prostataentzündung in Betracht gezogen werden.